Wenn wir im Rahmen der Herstell- und Prüfprozesse unserer pharmazeutischen Produkte Daten erheben, müssen wir diese immer wieder bewerten, ob ein Trend vorliegt. Eine solche Bewertung ist ein wichtiger Bestandteil des PQS und damit der cGMP-Compliance.
Insbesondere vor dem Hintergrund, dass die zunehmende Digitalisierung eine Erfassung und Bewertung von Prozess- und Produktdaten erleichtert und die Behörden zunehmend eine solche Bewertung abfragen, stellt sich die Frage wie wir Daten bewerten (s. a. Blogbeitrag #011)
Zur Erfassung von Trends können statistische Methoden herangezogen werden. Entsprechende Software ist kommerziell verfügbar und kann auch ohne eine Mathematikstudium eingesetzt werden.
Folgende Punkte sind dabei essentiell:
Welche Daten erhebe ich?
- Im GMP-Bereich gibt es kein „nur zur Information“. Alle Daten, die ich erhebe, müssen auch bewertet werden.
- Wenn ich zu einem frühen Zeitpunkt der Datenerhebung die Relevanz bestimmter Daten noch nicht kenne, muss ich ein entsprechendes Projekt implementieren (Plan und später Bericht), in dessen Rahmen ich die Daten erheben und bewerten und ihre Relevanz für meinen Prozess und mein Produkt ermitteln kann.
Welchen Zeitraum betrachte ich zur Bewertung
- Im Rahmen der CPV (kontinuierlichen Prozess Verifizierung) wird gerne der PQR /APR dafür genutzt. Hier wird jedoch oft nur ein Jahr betrachtet. Je nach Zahl der produzierten Chargen ist die Datenbasis damit mehr oder weniger groß.
- Die Erfahrung zeigt jedoch, dass viele kleine Änderungen, die für sich zwar jährlich im PQR betrachtet und bewertet werden, in einem kurzen Zeitraum keinen Einfluss haben. Über mehrere Jahre werden in der Summe jedoch Trends sichtbar. Daher ist es sinnvoll, immer einen größeren Zeitraum (z.B. die letzten 5 Jahre) zu betrachten.
Daten mit Gewicht
Wie gewichte ich die Daten und die Erkenntnisse, vor dem Hintergrund, dass ich einer zentralen Forderung von cGMP nachkommen will und meine Variabilität im Prozess und im Produkt verkleinern will?
- Natürlich kann ich immer, wenn ich verschiedene Daten erhebe auch Korrelationen und Trends feststellen. Wie relevant diese für meinen Prozess- und mein Produkt sind, kann ich nur mit profunder wissenschaftlicher Betrachtungsweise (Hypothesen aufstellen und überprüfen) und einer über die Jahre erworbenen Prozess- und Produktkenntnis bewerten.
- Ziel ist es, alle CQAs (Critical Quality Attributes) und CPPs (Critical Process Parameters) zu kennen und zu steuern.
Mit der Bewertung der Daten und Trends hat der pharmazeutische Hersteller ein wirkungsvolles Instrument in der Hand, mit der er die Prozess- und Produktvariabilität vermindern kann und damit die Qualität des Produkts verbessern und Kosten senken kann.
Zu den Qualitätskosten s. meinen Blog Qualitätskosten.