Kein Training ohne Erfolgskontrolle

In einem früheren Blogbeitrag habe ich angesprochen, wie Trainings vorbereitet und durchgeführt werden sollten (Blog Training Tipps). Nur ein gutes Training kann auch guten Lernerfolg bei den Teilnehmern bewirken.

Ein ebenso wichtiger Punkt ist die Erfolgskontrolle am Ende eines jeden Trainings. Die EU GMP-Leitlinie fordert z.B. (Teil 1, Kapitel 2, Abschnitt 2.11, Link: GMP Leitlinie): „Continuing training should also be given, and its practical effectiveness should be periodically assessed.“

Lernerfolg

Ziel eines jeden Trainings sollte es sein, dass die Teilnehmer den Stoff verstehen und das Gelernte in der Praxis korrekt und sicher anwenden können. Auch die Lernkontrolle sollte daraufhin ausgelegt sein. Das bedeutet in der Konsequenz, dass auch die Erfolgskontrolle Arbeit und Vorbereitung erfordert.

Kurzfristige Erfolgskontrolle

Zunächst kann das Gelernte kurzfristig abgeprüft werden. Dies kann auf folgenden Wegen erfolgen:

  • Mündliche Prüfung
  • Schriftliche Prüfung, frei zu formulierende Antworten
  • Schriftliche Prüfung, Multiple-Choice-Verfahren
  • Elektronische Prüfung, frei zu formulierende Antworten
  • Elektronische Prüfung, Multiple-Choice-Verfahren
  • Gruppendiskussion

In der Praxis findet eine Erfolgskontrolle oft nur durch das Beantworten von ein paar mehr oder weniger sinnvoll gestellten Fragen statt. Da gibt es dann z.B. 5-10 Fragen in einem Multiple-Choice Ansatz zu einer komplexen 50-seitigen Abweichungs-SOP! – ob solche SOPs sinnvoll sind soll hier nicht betrachtet werden …

Von den Fragen müssen dann 80 % richtig beantwortet werden, um den Test zu bestehen, damit die SOP als geschult abgehakt werden kann – ganz ketzerisch gefragt, reichen also 80 % des Schulungsinhalts aus, um erfolgreich eine Tätigkeit auszuführen?

Das Multiple-Choice-Verfahren wird meist aus den folgenden Gründen gewählt:

  • Vorgefertigte Antworten sind einfach zu überprüfen
  • Die Überprüfung der Antworten kann automatisch oder von jemand ohne Sachkenntnis durchgeführt werden
  • Im Vergleich zur Auswertung von frei formulierten Antworten werden deutlich weniger Ressourcen benötigt

Erfolgskontrolle individuell oder in der Gruppe

Neben den oben aufgeführten individuellen Erfolgskontrollen ist auch eine Erfolgskontrolle in der Gruppe möglich. Dies kann z.B. in Form von Fallbeispielen, geschehen, die gemeinsam bearbeitet und ausgewertet werden.

Hier kommt es darauf an, dass der Leiter der Erfolgskontrolle darauf achtet, dass alle Teilnehmer einbezogen werden.

Eine weitere Möglichkeit der Effektivitätsprüfung ist das Aufnehmen von Tätigkeiten eines Teams auf Video, z.B. im Produktionsbereich, und dann die gemeinsame Auswertung mit den Teilnehmern durch den Trainer.

Erfolgskontrolle anonym?

Neben der Frage, ob eine Erfolgskontrolle individuell oder in der Gruppe durchgeführt wird, muss entschieden werden, ob die Auswertung anonym oder teilnehmerbezogen durchgeführt wird.

Hier werden oft Datenschutzgründe angeführt und eine personenbezogene Auswertung verboten. Dass führt dann zu absurden Situationen, dass 8 von 10 Teilnehmern auf Anhieb die Schulung bestanden haben, aber wegen 2 nichterfolgreichen Teilnehmern die ganze Gruppe erneut geschult wird.

Das bewirkt dann

  • Geringe Akzeptanz des Trainings
  • Geringe Akzeptanz der Erfolgskontrolle
  • Frust bei allen Beteiligten
  • Inneffizienten Ressourcenverbrauch

Nachschulung bei nicht ausreichendem Erfolg

Eine personenbezogene Auswertung des Trainings hat meiner Meinung einen entscheidenden Vorteil: Teilnehmer, die den Stoff nicht sofort verstanden haben, können gezielt gefördert werden.

Der Anspruch, dass ein Training, das für eine Gruppe von Mitarbeitern konzipiert wird, für alle gleich gut geeignet ist, ist meiner Meinung nach überzogen. Daher ist es nicht automatisch Mitarbeiterversagen, wenn ein Teilnehmer die Erfolgskontrolle nicht auf Anhieb besteht.

Langfristige Erfolgskontrolle

Viel entscheidender als die Kontrolle, ob das trainierte Thema kurzfristig gemerkt und verstanden wurde, ist das langfristige Verstehen und Verinnerlichen des Lernstoffs. Dies kann anhand des Verhaltens der Trainierten überprüft werden:

  • Ist die/der Trainierte häufig bei Abweichungen auffällig
  • Gibt es häufig Beanstandungen bei der Dokumentation, die die/der Trainierte erstellt
  • Ist die/der Trainierte vorbildlich für andere

Natürlich ist dies nicht so einfach, wie einen Fragebogen auszuwerten.

Die zwei Seiten der Erfolgskontrolle

Die Erfolgskontrolle ist nicht nur wichtig, um die Fähigkeiten der Teilnehmer zu überprüfen, sondern auch um die Qualität des Trainings und des Trainers zu überprüfen.

Die personenbezogene Erfolgskontrolle wird häufig von den Trainierten skeptisch gesehen, teilweise durchaus berechtigt. Dies hängt mit der Fehlerkultur in den Unternehmen zusammen, die nach Schuldigen sucht aber nicht nach Ursachen (s. Blog Fehlerkultur).