Soziale Kompetenzen – keine Soft Skills

Immer wieder lese und höre ich, dass soziale Kompetenzen keine „Hard-Skills“ sind, sondern nur sogenannte „Soft-Skills“. Dies wird dann meist damit begründet, dass die Anwendung von sozialen Skills bzw. deren Ergebnis nicht messbar sein sollen. Angeblich im Gegensatz zu den Hard-Skills wie Fachkompetenz, Sprachkenntnis, …

Wenn dann noch nach der Definition von sozialer Kompetenz gefragt wird, gibt es meist ratlose Gesichter. Manchmal heißt es dann, die Fähigkeit zu einer der Situation angemessenen Kommunikation oder Interaktion. Dies ist sicherlich ein wichtiger Aspekt von sozialer Kompetenz.

Ein guter Einblick zu verschiedenen Aspekten der sozialen Kompetenzen findet sich bei Goleman (Goleman, D., Boyatzis, R. & McKee, A., Emotionale Führung, Ullstein Taschenbuch, 2012, 7. Auflage). Die Autoren zeigen folgende Komponenten auf:

  1. Selbstwahrnehmung
    • Emotionale Selbstwahrnehmung: sich der eigenen Emotionen und ihrer Wirkung bewusst sein; sich bei Entscheidungen auch von der Intuition leiten lassen
    • Zutreffende Selbsteinschätzung: seine Stärken und Grenzen kennen
    • Selbstvertrauen: sich seines Wertes und seiner Fähigkeiten bewusst sein
  2. Selbstmanagement
    • Emotionale Selbstkontrolle: negative Impulse und Emotionen unter Kontrolle halten, Emotionen angemessen zum Ausdruck bringen
    • Transparenz: Aufrichtigkeit, Integrität und Vertrauenswürdigkeit vermitteln
    • Anpassungsfähigkeit: flexibel an Veränderungen anpassen oder Hindernisse überwinden
    • Leistung: der Antrieb, die Leistung zu verbessern um dem hohen persönlichen Standard gerecht zu werden
    • Initiative: die Bereitschaft zu handeln und Gelegenheiten zu ergreifen
    • Optimismus: die positiven Aspekte einer Situation zu sehen
  3. Soziales Bewusstsein
    • Empathie: die Emotionen anderer wahrnehmen, ihre Sicht der Dinge verstehen und aktives Interesse für ihre Anliegen zeigen
    • Organisationsbewusstsein: Interessengruppen, Entscheidungsnetzwerke und ungeschriebene Regeln in einer Organisation erkennen
    • Service: die Bedürfnisse von Mitarbeitern, Klienten oder Kunden erkennen und erfüllen
  4.  BeziehungsmanagementInspirierende Führung: mit einer überzeugenden Vision lenken und motivieren
    • Einfluss: verschiedene Taktiken einsetzen, um andere zu überzeugen
    • Entwicklung anderer fördern: die Fähigkeiten anderer durch Feedback und Anleitung verbessern
    • Veränderungskatalysator: Veränderungen initiieren, managen und lenken
    • Konfliktmanagement: Meinungsverschiedenheiten lösen
    • Bindungen aufbauen: ein Netz von Beziehungen aufbauen und aufrechterhalten
    • Teamwork und Kooperation: Zusammenarbeit und Teambildung

All diese Kompetenzen sind wichtig. Und sie sind die Grundlage, die notwendige Voraussetzung dafür, dass die sogenannten Hard-Skills erfolgreich eingesetzt werden können. Lassen Sie mich das an einem einfachen Bild darstellen. Ein Auto braucht einen Motor (die sogenannten Hard-Skills). Die Leistung des Motors kann aber nur durch Getriebe und Fahrwerk auf die Straße gebracht werden (die sogenannten Soft-Skills). Ohne Motor oder Getriebe und Fahrwerk funktioniert ein Auto nicht.

Hören wir damit auf, „Soft-Skills“ und „Hard-Skills“ unterschiedlich zu werten. Beide Kompetenzen können und müssen gezielt gefördert und verbessert werden. Beide Kompetenzen sind wichtig und nur im Zusammenspiel aller Kompetenzen können wir wirklich erfolgreich sein.